Die Wasserversorgung der Gemeinde Melchingen

(Erschienen 1972 im Melchinger Heimatbuch und 1971 in der Festschrift 130 Jahre Feuerwehr Melchingen von Egon Viesel)

Für die altbekannte Wasserarmut der Schwäbischen Alb sind zwei Faktoren verantwortlich.

Einmal liegt die Alb im Regenschatten des Schwarzwaldes, die Wolken haben sich vielfach schon ausgeregnet, bevor sie zu uns gelangen. Dabei kommt das Gebiet am Albtrauf mit etwas mehr als 900 mm noch am günstigsten davon. Hier sind die Erhebungen am höchsten, und sie nehmen der Albhochfläche, die sich nach Südosten abdacht, ihrerseits wieder einen Teil der Niederschläge weg.

Der zweite Faktor ist der geologische Aufbau. Der Untergrund besteht aus Kalk, der so stark verkarstet ist, daß das Niederschlagswasser rasch versickert und unterirdisch abfließt. Die Flußdichte ist gering, denn das Wasser tritt erst wieder über wasserundurchlässigen Schichten an den Tag oder dort, wo die Täler den Karstwasserspiegel anschneiden. Daß der Karstwasserspiegel früher einmal höher lag, zeigen die vielen Trockentäler. Sie führen heute nur noch Wasser, wenn der Untergrund infolge vieler Niederschläge vollgesogen oder wenn der Boden gefroren ist. So war das Auffangen des Regenwassers in zahlreichen Albgebieten jahrhundertelang fast die einzige Möglichkeit, Wasser zu bekommen. Das Regenwasser wurde von den Dächern in Sammelbehälter geleitet und bei Bedarf daraus mit Schöpfern entnommen. In Melchingen dürfte das einzige Beispiel für eine derartige Wasserversorgung der Schloßbrunnen gewesen sein. (Er wurde 1911 aufgedeckt und ist in der Zwischenzeit wieder mit Laub und Boden gefüllt. Daß er immer Wasser geführt habe, wie noch 1962 in einem Zeitungsartikel erzählt wurde, erscheint recht unglaubhaft.)

Neben diesen privaten Dachbrunnen gab es noch Hüten, in die außer dem Regenwasser der Straßen auch noch Abwässer geleitet wurden. Ihre meist schmutzige Brühe diente zum Tränken des Viehs und bot im Falle eines Brandes einen Wasservorrat zum Löschen. In Melchingen diente dazu die „Froschwette“ am Nordostende des Dorfes. Sie erhielt ihr Wasser jedoch wohl aus dem Bach oder der Brunnenleitung und wurde nach dem Bau der Wasserleitung zugeschüttet.

In Zeiten längerer Trockenheit waren trotz dieser Einrichtungen viele Albbauern gezwungen, mit Fuhrwerken in die Täler zu fahren und das Wasser in Fässern und Gölten zu holen. Das war nicht nur mühsam und zeitraubend, und so ist es nicht verwunderlich, daß man sich gerade auf der Alb besonders Gedanken machte, wie diesem Notstand abzuhelfen sei.

1866 legte der Baudirektor Karl von Ehmann der königlichen Regierung von Württemberg den „Plan zur Versorgung der wasserarmen Alb mit fließenden Trink- und Nutzwassern“ vor. Danach sollte das Wasser in den Tälern gefaßt, mit Pumpen in die Höhe geschafft und über Speicherbehälter an die Gemeinden verteilt werden. Entsprechend den natürlichen Gegebenheiten sollten jeweils mehrere Siedlungen gemeinsam versorgt werden. Solche Wasserversorgungsgruppen, insbesondere für ländliche Gemeinden, gab es bis dahin in ganz Deutschland noch nicht. Die Albwasserversorgung wurde Vorbild für viele Anlagen ähnlicher Art.

1870 wurde mit dem Bau begonnen. Der Staat übernahm die Planung und die Bauleitung und gab einen Zuschuß. Zuerst versorgte man die Gebiete, die besonders unter Wassermangel litten, die mittlere und die östliche Alb und den Heuberg. Vielfach sträubten sich die Gemeinden, nicht zuletzt wegen der Kosten, und man behalf sich so lang wie möglich in der herkömmlichen Art. So kam auch der Bau der Erpfgruppe (Albgruppe XV) wegen der im Vergleich zu anderen noch relativ günstigen Lage der Gemeinden erst ziemlich spät zustande, nämlich 1912 unter dem Oberbaurat Oskar Groß. Ursprünglich gehörten neun G­meinden und Siedlungen dazu: Dreherhof, Erpfingen, Genkingen, Haid, Haidpost, Ringingen, Salmendingen, Undingen und Willmandingen. 1921 war die Albwasserversorgung mit 23 Gruppen abgeschlossen. Die Gruppen sind zusammengefaßt in der „Vereinigung der Wasserversorgungsverbände und Gemeinden mit Wasserwerken e. V.“ (VEDEWA). Melchingen gehört infolge seiner Lage am Nordrand der Alb und in der Nähe der Lauchertquellen zu den Dörfern, die verhältnismäßig gut mit Niederschlägen und Quellwasser versorgt sind. In trockenen Sommern kamen die Bauern der umliegenden Ortschaften häufig hierher, um Wasser zu holen. Während in der einschlägigen Literatur immer schon von drei Quellflüssen der Lauchert gesprochen wurde, gab es um das Recht, den Ursprung der Lauchert für die eigene Gemarkung in Anspruch nehmen zu dürfen, gelegentliche Auseinandersetzungen zwischen Melchingern und Willmandingen – glücklicherweise nur am Wirtshaustisch. Die Ursache dafür war geologischer Art. Das Wasser, das an der „Bettburg“ und an der „Brunnhalde“ bei Willmandingen entspringt und den Namen „Lauchert“ trägt – die Willmandinger sagen „Louchart“ – versickerte nämlich vollständig, bevor es recht auf Melchinger Gebiet gekommen war. Schon die Beschreibung des Oberamts Reutlingen von 1893 berichtet das (S. 23). Das Wasser fand einen Durchlaß in den klüftigen Weißjura-Beta-Kalken und floß wahrscheinlich trotz des entgegengesetzten Schichtfallens in die Steinlach.

Deshalb sagten die Melchinger, die Lauchert entspringe im „Frenzental“, nordöstlich vom Dorf, wo mehrere, ständig fließende Quellen austreten. (Der Wasserlauf oberhalb des Dorfes wird allerdings von jeder­mann einfach „Weiherbach“ genannt.) Sie erhält nach wenigen hundert Metern Zufluß von den Quellen an der „Gänsestelle“ und kurz ober­halb des Dorfes nochmals vom „Stockbrunnen“.

Am Dorfausgang vereinigt sich die Melchinger Lauchert mit dem „Dorfgraben“, der das Wasser der Willmandinger Lauchert bringt. In früheren Jahren führte dieser Graben allenfalls bei der Schneeschmelze Wasser. Heute dagegen enthält er ein ständig fließendes Rinnsal. Der Grund dafür ist, daß bei der Flurbereinigung in Willmandingen das Bachbett mit Betonsteinen ausgelegt wurde. so daß ein Versickern jetzt weit­gehend verhindert wird. Vielleicht spielt aber noch eine größere Rolle, daß nun auch noch das Abwasser von Willmandingen und Salmendingen (dieses wird in einer Dole am „Salmendinger Weg“ heruntergeführt) mitgeliefert wird.

Der Hauptzuwachs kommt jedoch erst weit unterhalb des Dorfes von der „Woog“ aus Richtung Ringingen. Im Melchinger Fleckenbuch wird dieser Bach als „Furcht“ bezeichnet. Der Name ist jedoch nicht mehr gebräuchlich, man sagt eher „Engebach“. Dieser Bach bringt zeitweise sehr viel mehr Wasser als die eigentliche Lauchert. Seine Hauptquelle ist ein großer Quelltopf in der „Enge“. Im Frühjahr, wenn der Karst­wasserspiegel steigt, verlegt er seinen Ursprung aber viel weiter talaufwärts bis in die Ringinger und Salmendinger „Talwiesen“, häufig sogar bis zum „Märzenbrunnen“ am Fuß des „Kornbühl“. In Trockenperioden dagegen ist das Bachbett oft bis zur Einmündung in den von Melchingen herunterkommenden Wasserlauf völlig trocken.

Weiter talabwärts bringen noch ein paar kleinere Quellen einigen Zulauf, z. B. eine Quelle im „Hirschental“ und der „Eselbrunnen“. Die Quelle im „Wolfgarten“ oder „Mertinger Wald“, schon auf Stettener Gemarkung entspringend, dient zur Wasserversorgung der Melchinger Mühle. Im vorigen Jahrhundert wurden auch der „Haubrunnen“ und der „ Eschenrainbrunnen „, deren Wasser heute rasch wieder im Hangschutt verschwindet, genutzt. Das Wasser des „ Haubrunnens“ wurde bis zur Ziegelhütte an der „Gamersteig“ geleitet, das Wasser des „Eschenrainbrunnens“ zu zwei Erzwaschanlagen, die in der Nähe der Bernhardskapelle standen. (Am Eschenrain ist innerhalb des Waldes noch deutlich zu erkennen, wo das Wasser zum „Pfattenweg“ herübergeführt wurde.)

Daß die Lauchert auch früher gelegentlich wenig Wasser führte, zeigt ein Gemeinderatsprotokoll vom 17. März 1867. Ein Herr Baumeister aus Trochtelfingen hatte 1863 das Wasser der Woog zum Fischen gepachtet und weigerte sich nun, das Pachtgeld für weitere drei Jahre zu zahlen da er wegen Wassermangels überhaupt nicht fischen konnte. Daraufhin wurde der Pachtvertrag aufgehoben. Heute ist das Fischwasser von Melchingen übrigens wieder dauernd verpachtet.

Bevor die Wasserleitung eingerichtet wurde, holte man das Wasser am Brunnen, oder man trieb das Vieh zur Tränke dorthin. Im Melchinger Fleckenbuch (15. Jahrhundert) ist von einem Brunnen die Rede, an dem die „ Eselsteig“ beginne. Es gehe außerdem ein „stig von des Toldinger schür hinus by baiden brunnen hinus uf den wyher“. Wieweit diese Wasserstellen ausgebaut waren, wissen wir nicht. Das Fleckenbuch berichtet auch noch von einer Badstube. Sie lag am Ortseingang in Richtung Erpfingen. Und im 19. Jahrhundert existierten zwei Waschhäuser. 1842 wurde der Bau eines dritten Waschhauses für das Unterdorf abgelehnt, da die bestehenden beiden genügten.

Über die Brunnen, die im 19. Jahrhundert existierten, sind wir recht gut unterrichtet. Am 8. April 1847 erhielt Steinhauer Gottlieb Bernhard aus Altenried bei Nürtingen den Auftrag, zwei Brunnentröge aus Sandstein zu liefern, mit rundem Brunnenstock. Beide sollten zusammen 52 Gulden kosten, und die Gemeinde wollte den Vorspann von Talheim anstellen. Bernhard lieferte auch bald einen Brunnen mit einem Trog, der auf der einen Front rund, auf der anderen viereckig war. Dieser wurde auf dem Marktplatz vor dem Lamm aufgestellt. Später scheint er in die Nähe der Kirche versetzt worden zu sein. An seinem Platz steht heute ein ähnlicher Sandsteinbrunnen mit viereckigem Trog und viereckigem Stock.

Am 25. Juli 1847 wurde der zweite Brunnen geliefert. Bei näherem Zusehen entdeckten die Melchinger jedoch, daß der Trog einen Sprung hatte und mit eisernen Klammern zusammengehalten wurde. Diese waren so geschickt verstrichen, daß von dem Betrug kaum etwas zu merken war. Nach einigem Hin und Her wurde der Trog zuerst probeweise und dann endgültig übernommen und vor dem Rathaus aufgestellt. 1863 mußte er wegen der Verlegung des Baches ein wenig versetzt werden. Dennoch hielt er 100 Jahre, bis er von einem Omnibus angefahren wurde und in Stücke brach. Er wurde 1967 durch einen neuen ersetzt, den Steinmetz Egon Leeuw aus Saulgau lieferte. Am 9.Oktober 1871 faßte der Gemeinderat den Beschluß, daß im Oberdorf an Stelle des „Löchle“ zu den bestehenden drei Brunnen ein weiterer aus Eisen aufgestellt werden solle. Flaschner Sachs aus Trochtelfingen erhielt den Auftrag. Am 2. August 1874 beschloß man, in der Dole bei des Franz Maichle Haus einen „gehörigen Brunnentrog“ hinzustellen und einen kleineren bei dem Haus des Gregor Knör. Der erstere ist wohl der eiserne Brunnen, der jetzt noch im Unterdorf steht. Der letztere war nach dem Bericht alter Leute ein einfacher, gemauerter Schacht. Heute ist nichts mehr davon zu sehen. So haben wir jetzt fünf öffentliche Brunnen in Melchingen. Hinzu kommt noch ein privater Brunnen im Garten von Martin Viesel; er ist jedoch nicht mehr im Betrieb.

Die Aufstellung der Dorfbrunnen steht in Zusammenhang mit der Einführung der Stallfütterung, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erfolgte. Dem dadurch verstärkt auftretenden Wassermangel begegnete man 1865 dadurch, daß man die Frenzentalquelle in die bereits bestehende Brunnenleitung hineinleitete, die ihr Wasser aus der „Gänsestelle“ bezog, und links vom „Weiherbachweg“ ins Dorf führte. 1883 wurde die Zuleitung aus dem „Frenzental“ verbessert. Schon 12 Jahre früher hatte man die Deichelleitung (Holzröhrenleitung) vom Armenhaus an bis zum untersten Brunnen durch gußeiserne Röhren ersetzt. Die Brunnenleitung folgt vom Lamm an nicht der Straße, sondern sie führt über „die Höfe“ bis zum Brunnen bei der Kirche.

Mit dem Bau der Brunnen hängt auch der Ausbau des Bachbettes im Dorf zusammen. Ursprünglich floß die Lauchert offen durch den ganzen Ort, links und rechts begleitet von den Dorfstraßen und nur von einigen Brücken überquert. Im Lauf der Zeit wurden aus Platz- und Verkehrsgründen immer größere Stücke des Baches zugedeckt, wie z.B. 1883 die Strecke vom Lamm bis zum Haus des Stefan Viesel (Nr. 23), um mehr Raum für den Markt zu bekommen. Im Zusammenhang mit der Kanalisation und dem Ausbau der Ortsdurchfahrt verlegte man die Lauchert gegen Ende der 50er und anfangs der 60er Jahre in mehreren Teilabschnitten endgültig unter die Erde. Die Abwässer von Melchingen fließen derzeit noch ebenso wie die Salmendinger ungereinigt in das Bachbett. Eine Gemeinschaftskläranlage ist vorgesehen.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Bau einer Hauswasserleitung aktuell. 1907 bat die Gemeinde das Oberamt Gammertingen um die Entsendung eines Sachverständigen für Wasserleitungsfragen. Das Oberamt selber verfolgte das Projekt einer Gemeinschaftswasserleitung für die Gemeinden Melchingen, Salmendingen und Ringingen. Dieser Plan wurde vom Gemeinderat aber abgelehnt mit der Begründung, daß das Lauchertwasser zwar für Melchingen allein, nicht jedoch für drei Gemeinden ausreiche. Man wollte stattdessen den Kostenvoranschlag für eine eigene Wasserversorgung anfordern und das Projekt sofort einem Wasserbautechniker übertragen.

Die Durchführung dieses Planes verzögerte sich aber, da inzwischen von württembergischer Seite aus der Entwurf für die Erpfgruppe vor­gelegt wurde, die auch die hohenzollerischen Gemeinden Salmendingen und Ringingen einbeziehen sollte. Das Oberamt Gammertingen unterstützte diesen Entwurf, und da die Leitung nach Salmendingen über Melchinger Markung geführt werden mußte, sollte Melchingen selbst auch angeschlossen werden. Die Melchinger nahmen im Januar 1911 zwar an einer gemeinsamen Sitzung der betreffenden Gemeinden in Undingen teil, aber in der darauffolgenden Bürgerabstimmung sprach man sich einstimmig gegen einen Anschluß aus. Man beharrte auf der Selbstversorgung, zumal das Gutachten des Wasserbautechnikers J.Schmid aus Hechingen ergab, daß man dazu kein Pumpwerk benötige. So mußte schließlich das Oberamt die Genehmigung erteilen. Der Erpfgruppe wurde unentgeltlich gestattet, die Leitung nach Salmendingen über Melchinger Gebiet zu führen.

Die Arbeit wurde unverzüglich in Angriff genommen. Wahrscheinlich wirkte sich auch der überaus trockene Sommer 1911 beschleunigend aus. Die Bauleitung wurde dem Wasserbautechniker Schmid übertragen, die Ausführung der Firma Frey aus Stuttgart. Man leitete das Wasser der Quellen im „Frenzental“ und in der „Gänsestelle“ bis zu dem 140 cbm fassenden Reservoir an der „Halde“ und von dort ins Dorf. Im Dezember 1912 waren die Arbeiten beendet. Die Gesamtkosten betrugen 47 500 Mark. Sie konnten aus dem Erlös von Holzverkäufen bestritten werden. Zwanzig Jahre später sah man sich erneut gezwungen, die Wasserversorgung zu erweitern. 1935 faßte man die Quellen neu (je zwei Fassungen in jedem der beiden Quellgebiete), und die Firma Knaier aus Erpfingen baute ein zweites, 120 cbm fassendes Reservoir unterhalb der „Gänsestelle“. Außerdem legte man eine neue Leitung durch den Weiherbachweg herunter ins Dorf. Dadurch hatte man eine doppelte Versorgung, die im Notfall abwechslungsweise in Anspruch genommen werden konnte. Das „überreich“ aus den Speichern leitete man in die Brunnen. In den Bach gelangte nur noch das Wasser aus den nichtgefaßten Quellen und das „überreich“ aus den Fassungen selber.

Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg nach dem zweiten Weltkrieg war der Wasserbedarf überall erneut gestiegen. Die Erpfgruppe verlegte 1960 eine neue Leitung über die Melchinger Markung. Sie verläuft parallel zur alten von der Abzweigung am „Roßberg“ an vorbei am „Kalkofen“, quer durchs „Frenzental“, vorbei am „Pfaffenberg“ und rechts der Straße nach Salmendingen und von dort nach Talheim, das neu zur Erpfgruppe hinzukam. Diese Leitung machte für Melchingen die Frage des Anschlusses wieder aktuell. Da man aber vor der Wahl stand, entweder alles Wasser von der Erpfgruppe zu beziehen oder keines, versuchte man es noch einmal mit den eigenen Quellen, zumal man der Meinung war, diese seien früher zu hoch gefaßt worden. Man holte im Herbst 1962 den Wünschelrutengänger Bruder Fidelis vom Kloster Neresheim, der wenige Schritte oberhalb der Fassung in der „Gänsestelle“ in 10 bis 12 m Tiefe Wasser feststellte. Eine Bürgerversammlung sprach sich für eine Bohrung aus, und die Firma Johannes Brechtel aus Ludwigshafen erhielt den Auftrag. Die Bohrung ergab tatsächlich in der vermuteten Tiefe Wasser, aber es reichte nicht aus. Man bohrte weiter bis auf 31 m, traf aber auf keine wasserführende Schicht mehr. Im November stellte der Wünschelrutengänger fest, daß weiteres Bohren zwecklos sei. Daraufhin wurde das Bohrloch ungenutzt verschlossen. Bei einer weiteren Suche war zwar auch im „Hirschental“ ein Wasservorkommen festgestellt worden, aber eine Fassung kam nicht in Frage, da die Zuleitung zum Dorf zu teuer gewesen wäre.

Am 19. Januar 1963 faßte man also den Entschluß, der Erpfgruppe beizutreten, wobei man versuchen wollte, möglichst günstige Bedingungen auszuhandeln. Dadurch wurde der Anschluß verzögert. Im trockenen Sommer 1963 erhielt man über eine Behelfsleitung bereits Wasser von der Erpfgruppe. 1964 konnte der Bedarf nochmals aus den eigenen Quellen gedeckt werden, doch 1965 mußte man sich zum endgültigen Beitritt entschließen. Am 18. Mai 1965 erklärte sich die Gemeinde bereit, 117 000 DM für den Anschluß zu bezahlen.

Seitdem fließt in der Melchinger Wasserleitung nur noch Wasser von der Erpfgruppe. Auch die drei Aussiedlerhöfe sind ihr angeschlossen: die beiden am „Talheimer Weg“ und am „Hirschental“ über das Dorf, der am „Hakenrain“ direkt über die Leitung nach Willmandingen. Das Wasser für das Dorf wird dort entnommen, wo die neue Leitung das „Frenzental“ quert, und in das „alte“ Reservoir geleitet. Das Wasser aus den Quellen der „Gänsestelle“ fließt über das „neue“ Reservoir durch die alte Brunnenleitung in die Brunnen. Da es nicht mehr den gesteigerten gesundheitspolizeilichen Vorschriften entspricht, war man gezwungen, Schilder mit dem Hinweis „Kein Trinkwasser“ an den Brunnen anzubringen. Die Wasserleitung vom „neuen“ Reservoir wird nicht mehr genutzt, denn das Wasser der Frenzentalquellen fließt jetzt in vollem Umfang in den Bach, so daß die Lauchert wieder ganzjährig von dort an Wasser führt.

Der Wasserbedarf pro Einwohner und Tag betrug um 1870 etwa 60 l, um 1910 etwa 100 I; heute darf man 200 l rechnen. Für die Steigerung des Verbrauchs war früher besonders die Zunahme des Viehbestandes und des gewerblichen Verbrauchs verantwortlich, heute spielt wohl der gehobene Lebensstandard in der Haushaltsführung die wichtigste Rolle. Derzeit bezahlt man in Melchingen 0,80 DM pro cbm. Der Wasserver­brauch wird seit Anfang dieses Jahres in allen Häusern mit Wasseruhren gemessen.  

Seit 01.01.2019 gelten folgende Preise und Gebühren im Bereich Wasser und Abwasser in Melchingen (Burladingen):

Wasserpreise*
 
Abwassergebühren
 
Frischwasserpreis
2,90 € / m³
Schmutzwassergebühr
2,97 € / m³
Grundpreis
7,00 € monatl. je Anschluss
Niederschlagswassergebühr
0,48 € / m² abflussrelevante Fläche
 
 
Schmutzwassergrundgebühr
5,00 € monatl. je Anschluss
* zzgl. 7 % Mwst
 
Zählergebühr/Abzugszähler
1,06 € monatl.