Ruine Hohenmelchingen
Die Ruine der ehemaligen Burg – “Schloß” sagen die Melchinger – liegt südöstlich vom Dorf auf der “Halde” in ca. 820 m Höhe. Heute kann man sie vom Ort aus nicht mehr sehen, sie wird verdeckt, aber auch geschützt vom Wald.
Die Ruine ist eine der größten Burganlagen im Bereich der “Sonnenalb”
1344 wurde die Burg zum ersten Mal erwähnt, als die Grafen von Württemberg ihren Anteil daran einem Burkhard von Melchingen zu Lehen gab. Danach war die Burg nie ganz in einer Hand, bis es den Werdenbergern hundert Jahre später gelingt, sie vollständig in Besitz zu bringen.
Ob und wann die Burg zerstört wurde oder ob sie einfach dem Verfall preisgegeben wurde, weiß heute niemand mehr. 1580 wird sie bereits “Burgstall” genannt, ein Begriff, mit dem zur damaligen Zeit verfallene Burgen bezeichnet wurden. 1592 ist sie in einer Karte als Ruine eingezeichnet.
Die 1 m 20 cm starke Umfassungsmauer ist ca. 240 m lang, wurde jedoch an vielen Stellen bis zum Erdboden abgetragen.
Durch die Lage unmittelbar am Übergang der Berghochfläche zum Steilabfall ist der Burgbereich in einen unteren und einen größeren oberen Hof, der etwa 6 – 7 m höher liegt, aufgeteilt.
Heute wird die Burg durch den Ringgraben von hinten her betreten. Der Hauptzugang war jedoch früher am westlichen Ende der Nordmauer in den unteren Hof, der gegen den oberen Hof durch eine Mauer abgetrennt ist, die wohl einst bis zum Hauptgebäude durchgezogen war..
Diese, das “Palas”, in alten Urkunden als “Vorderhaus” bezeichnet, hat einen fünfeckige Grundriss und erhebt sich noch heute bis zum unteren Teil des 4. Stockwerks. Die Burganlagemauern sind hier 170 cm dick.
Zwischen Palas und südlicher Außenmauer führt der Weg hinauf in den oberen Hof, von dem ein Großteil durch den “Ersten Felsen” eingenommen wird. Nördlich schließt sich ein kleineres Gebäude längsseits an die Außermauer an. Ein drittes Gebäude schiebt sich an der Nordostecke anbauartig über den Bereich der eigentlichen Ringmauer hinaus. Noch heute stehen hier die Mauern teilweise 5 bis 6 m hoch. Gegen das Hofinnere ist die Schmalseite offen. Vermutlich handelt es sich bei diesem Gebäude um den in einer Urkunde erwähnten “hinteren Stock”.
Der “Brunnen”, eine aus Tuffsteinen aufgemauerte Zisterne mit etwa 1 m Durchmesser, befindet sich in der Ostecke. 1911 wurde er aufgedeckt und bis in etwa 7 m Tiefe ausgeräumt.
Der Burggraben, der die Burganlage an der Ost-, Südost- und Südseite sichert, ist etwa 10 m breit und stellenweise noch immer 3 bis 4 m tief. Im “Schnakenloch” an der östlichsten Stelle des Grabens befindet sich, so vermutet man in Melchingen, der Eingang zu einem Geheimgang. Er soll bis zum Keller des ehemaligen Gasthauses “Adler” hinunterführen, und die Sage berichtet, eine Gans habe diesen unterirdischen Weg schon einmal zurückgelegt. Alle Erkundungsfahrten, die jede Generation aufs Neue unternommen hat, führten aber nicht allzu weit.
Externer Link: Drohnenflug Burgruine Hohenmelchingen 18.02.2021
“Halde” und Burgruine ca. 1912
Westseite der Ruine – rechts der “zweite Felsen”
die Halde heute –
die Ruine ist vom Wald verborgen