Kath. Pfarrkirche St. Stephan
Im Osten des Dorfes erhebt sich auf einer leichten Anhöhe ein starker Turm aus dem Kalkboden. Den Kirchenerbauern in den Jahren zwischen 1000 und 1100 war es wichtig, ein Gemäuer zu schaffen, das nur rohe Gewalt zerstören kann. Mehr als 700 Jahre hat der Kirchturm von Melchingen erlebt, viele Stürme überstanden und in all der Zeit über drei Kirchenbauten gewacht und sie beschützt.
Als erstes klammerte sich eine bescheidene Gebetsstätte mit kleinen Lichtöffnungen und flacher Holzdecke an seine meterdicken Mauern an. Um 1485 wurde sie ersetzt durch einen größeren Kultraum in gotischer Bauform. 1769 entsteht die dritte Kirche auf diesem Platz.
Jedes Gebäude hat ihre Spuren am Turm hinterlassen, die leichter im Innern als an der Außenseite zu erkennen sind.
Das heutige Kirchengebäude stammt vom Architekten Tiberius Moosbrugger. Der spätbarocke Raum ist ausgewogen in der Architektur, geordnet und bis heute gut erhalten.
Im Sommer 1772 wurde die Kirche vom Konstanzer Weihbischof Johann Nepomuk von Hornsten konsekriert: der Hochaltar zu Ehren des heiligen Stefanus, der Nebenaltar auf der Evangelienseite zu Ehren der heiligen Joseph und der andere Nebenaltar zu Ehren Marias von der unbefleckten Empfängnis.
Erst 1808 bekommt Melchingen dann eine Orgel in seine Kirche.
Die alte Orgel von Trochtelfingen wird um 300 Gulden angekauft, notdürftig überholt und aufgestellt. Das Instrument mag etwas armselig gewesen sein und sicher hat es manch sonderbaren Ton von sich gegeben. Nach 60 Jahren war das Holzwerk, die Windladen, die Pfeifen und das Gebläse den Würmern zum Opfer gefallen.
1868 wird mit dem Orgelbauer Benz aus Rottweil ein Vertrag für eine neue Orgel ausgehandelt, die im Juli 1869 vom Fuhrmann Martin Viesel auf zwei Wagen abgeholt wird. (Er bekommt für diesen Transport 27 Gulden).
Das neue Instrument hat ein Manual, ein Pedal und zwölf klingende Register. Das Orgelgehäuse wird vom einheimischen Bildhauer und Maler Karl Knaus gefertigt.
Im Turm gibt es vier Glocken: Die erste von 1505 wiegt 18 Zentner und gibt den Ton “fis” an. Die Zweite von 1957, 12 Zentner, gibt “a” an, die dritte, ebenfalls von 1957, 8 Zentner, ertönt im Ton “h”, was zusammen klar und deutlich im Zusammenklang das Tedeum-Motiv ergibt.
Die vierte Glocke stammt von 1273 und ist somit nach Genzmer die “frühest datierte Glocke in Hohenzollern und einzig datierte im 13. und 14. Jahrhundert”.
Unsere Glocken können Sie auf der Internetseite der Erzdiözese Freiburg anhören.
Bis vor Kurzem wurde in Melchingen immer am 03. August des Jahres das Patrozinium des heiligen Stephanus gefeiert.
Die Achse der Kirche ist ca 76,5° ggü. Nord ausgerichtet. Die Ausrichtung bewirkt, dass exakt am 03. August, um ca. 7:30 Uhr die ersten Sonnenstrahlen durch das „Stephanus-Sonnen-Fenster“ fallen und den Besucher direkt bei Kircheneintritt empfangen.
Hier haben Sie die Möglichkeit, die 1969 erschienene Festschrift anlässlich der 200 Jahr Feier der Pfarrkirche von St. Stephan in Melchingen, als PDF anzusehen: Festschrift